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Jan Rollstuhlfahrer

Hallo, ich bin Jan Wendland und lebe in Fürth. Gerne nutze ich als Experte in eigener Sache hier die Gelegenheit, um auf das Thema „Mobilität und kulturelle Teilhabe“ einzugehen und aus meiner Sicht zu erklären, warum Fahrdienste für Menschen mit Behinderung von elementarer Bedeutung sind.

Zunächst ein paar Informationen über mich: Ich habe seit meiner Geburt eine Körperbehinderung und bin Rollstuhlfahrer. Durch einen sehr plötzlichen und unerwarteten Schicksalsschlag im März 2020 wurde ich von heute auf morgen zusätzlich in meiner Mobilität sehr eingeschränkt. Seitdem nutze den Fahrdienst, um am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben zu können. Ich bin sehr froh, dass es dieses Angebot gibt.

Zunächst möchte ich gerne auf ein Thema eingehen, das im Zusammenhang mit Fahrdiensten unbedingt noch mehr in den Fokus gerückt werden und verbessert werden muss:
Ein Hauptproblem bei der Nutzung von Fahrdiensten für Menschen mit Behinderung ist es, dass diese häufig nur zu bestimmten Zeiten verfügbar sind. Manche Fahrdienste sind beispielsweise abends oder an Sonntagen nicht verfügbar. Das ist besonders schwierig, weil Kulturveranstaltungen, wie beispielsweise Konzerte, ab 19 Uhr oder später beginnen und meistens nicht vor 23 Uhr enden.

Für Konzertbesucherinnen mit Behinderung, die keine Alternative zu einem Fahrdienst haben, heisst das leider oft, dass sie die Veranstaltung nicht besuchen können, weil vor allem der Rücktransport sich als Herausforderung darstellt. Umso begrüßenswerter ist es, wenn dieser Aspekt von einzelnen Fahrdienstanbietern entsprechend mitgedacht und somit kulturelle Teilhabe ermöglicht und gefördert wird. Anhand dieses einfachen Beispiels möchte ich zeigen, dass die kulturelle Teilhabe für Menschen mit Behinderung(en) leider noch immer nicht genug gefördert wird und es hier noch viel zu verbessern gibt. Die Corona-Pandemie brachte zusätzliche Probleme für die Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderung.

Umso unverständlicher ist es, dass gerade zu einem solchen Zeitpunkt die Kostenübernahme für barrierefreie Fahrdienste sich für viele Menschen sehr kompliziert gestalten. Hier hätte vor allem in den letzten beiden Jahren dringend ein Umdenken hin zu einer inklusiven Gesellschaft stattfinden und Menschen mit Behinderung besser mitgedacht werden müssen. Wie sonst kann man als Mensch mit Behinderung auch Spaß haben und selbstbestimmt am kulturellen Leben teilhaben?

Der Inklusionsgedanke sollte im Jahr 2022 nicht nur eine leere Floskel sein, sondern vielmehr aktiv gefördert werden. Hier ist der Fahrdienst für Menschen mit Behinderung(en) ein wichtiger Baustein und sollte auch entsprechend finanziell gefördert werden.

Über meinen Fahrdienst kann ich glücklicherweise nur ausschließlich Positives berichten und möchte von einem Beispiel berichten:
Es ist August 2021. Ein Kumpel schreibt mich an und teilt mir mit, dass er und noch einige andere Freunde am Wochenende beabsichtigen, einen Ausflug in die Nähe von Bamberg zu unternehmen. Das Wetter soll schön werden und auch der Biergarten, den sie ausgesucht haben, ist barrierefrei und verfügt über entsprechende sanitäre Anlagen. Für mich also ideale Bedingungen und ich sage natürlich zu.

Die Kontaktaufnahme zu meinem Fahrdienst gestaltet sich wie immer sehr unkompliziert. Ich schreibe einfach eine eine kurze E-Mail, nenne die Abholzeiten und die Bestätigung bekomme ich schon eine halbe Stunde nach Kontaktaufnahme. Am Tag des Ausfluges verabrede ich mich mit meiner Begleitperson. Als diese bei mir an der Tür klingelt, sehe ich den Fahrdienst schon die Straße einbiegen, wieder mal perfektes Timing ;-). Ins Auto kann ich bequem über eine Rollstuhlrampe einsteigen und die Fahrt kann beginnen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde erreichen wir den Biergarten und einem entspannten Nachmittag im Kreise netter Leute steht nichts mehr im Wege. Corona und Alltagssorgen sind für einige Stunden komplett vergessen. Auch die Abholung am Abend klappt wie erwartet ohne Schwierigkeiten. Obwohl sich der Fahrer nur minimal verspätet, verpasst er es nicht, mir das vorher telefonisch mitzuteilen, damit ich mir keine Sorgen mache. Gut gelaunt machen wir uns auf dem Heimweg und als ich abends zur Ruhe komme und den Tag Revue passieren lasse, bin ich froh, autonom einen entspannten Tag verbracht zu haben. All das war nur möglich, weil ich einen Fahrdienst nutzen konnte.

Auch bei Ali und seinem Team von Rollidrive fühlt man sich als Rollstuhlfahrer absolut wohl und vor allem auch als Mensch wertgeschätzt, was für mich elementar wichtig ist.

Diese Wertschätzung ist im Umgang mit Rollstuhlfahrerinnen und allgemein im Umgang mit Menschen mit Behinderung(en) die Basis im gegenseitigen, respektvollen Umgang und sollte bei allen Fahrdiensten selbstverständlich sein.

Der Leitspruch: „Nicht ohne uns über uns!“ sollte bei der Schaffung von Mobilität zu 100% verinnerlicht werden, um Angebote für Menschen mit Behinderung immer nach ihren Bedürfnissen zu gestalten.

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